Veranstaltungskalender

Verbrechen auf einer Heiligen Insel? Das nach der Säkularisation 1803 nach Karlsruhe transferierte Klosterarchiv der Reichenau enthält wertvolle Schätze aus mehr als 1.000 Jahren Geschichte. Doch nicht nur die berühmten Kaiser- und Papsturkunden aus seiner frühen Glanzzeit, sondern auch die mannigfaltigen Zeugnisse des Lebens der einfachen Menschen im Herrschaftsgebiet des Klosters faszinieren.
In einer Korrespondenzausstellung zur Großen Landesausstellung über die Geschichte der Klosterinsel Reichenau in Konstanz geht das Generallandesarchiv in Karlsruhe auf Spurensuche. Im Zentrum seiner Präsentation steht das sogenannte „Malefizbuch“, das 150 Kriminalfälle aus den Jahren 1450 bis 1590 verzeichnet. Sie führen direkt hinein in die Lebensverhältnisse und Konflikte der Menschen in ihrer Zeit. Eindrucksvolle Dokumente und Bilder zur Geschichte der Reichenau im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit ergänzen die Schau. Darunter auch Funde von der neuesten archäologischen Grabung an der Hinrichtungsstätte zu Allensbach. Aus ihnen wird allzu deutlich, wie zeitgebunden Konzepte von Recht und Gerechtigkeit sind, wie schwierig es ist, sich ein Urteil zu bilden.
Dass es sich durchaus lohnen könnte, einmal gegen die geläufigen Gewissheiten seiner Umwelt anzudenken, verdeutlichen die Überlegungen eines auch durch den Bodenseeraum reisenden Augenzeugen: des Juristen, Schriftstellers und Philosophen Michel de Montaigne (1533-1592). Er sorgte sich um das Schicksal der „Hexen“ in seiner Nachbarschaft.
Ergänzt wird die Ausstellung durch drei Vorträge namhafter Experten zur Kriminalitätsgeschichte als Kulturgeschichte, zu den aktuellen archäologischen Befunden am Galgen von Allensbach und zur Großen Landesaustellung über die Reichenau im Jubiläumsjahr 2024.